Various Answers
Über (VARIOUS ANSWERS)
Wie schaust du dir ein Kunstwerk an? Welche Erinnerungen und Assoziationen hast du dazu? Welche Verbindungen kannst du zu gesellschaftlichen Themen herstellen?
Various Answers – unterschiedliche Antworten – ist ein experimentelles Pilotprojekt, das unterschiedliche Zugänge auf die Kunstwerke der Sammlung des Brücke-Museums ermöglicht. Diverse Stimmen sind in der Sammlung Online versammelt, die individuelle Perspektiven auf ein Kunstwerk – als Video, Audio oder Text – eröffnen. Über kunsthistorisches Wissen hinaus, ergeben sich so unterschiedlichste Fragen, Themen und Kontexte.
Zwölf Werke der Sammlung wurden in zwölf Workshops betrachtet. Vier Moderator*innen haben diese Workshops geleitet und eigene inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Bewusst haben sie Personen eingeladen, die über Wissen und Erfahrungen verfügen, die dem Museum fehlen.
In den Gesprächen ergaben sich Stichwörter, Fragen und Debatten. Auf dieser Grundlage bereitete ein Redaktionsteam diese Inhalte für die Online-Veröffentlichung auf, vertiefte einige Aussagen der Workshop-Teilnehmer*innen in Interviews und ergänzte die Inhalte mit Kommentaren oder übergeordneten Themen.
Die Beiträge fügen sich als visuelle Interventionen in die Sammlung Online ein und stören die gewohnte Ansicht der Website. Diese Visualisierung verdeutlicht den experimentellen Charakter von Various Answers, in dem das Museumsteam neue Formen der Wissensvermittlung erproben konnte. Partizipativ und emanzipatorisch werden museale Routinen hinterfragt und erweitert.
Zur Idee von Various Answers
Daniela Bystron (Kuratorin für Outreach, Brücke-Museum) und Judith Kirchner (Projektleiterin Various Answers) sprechen über Ausgangslage und Idee von Various Answers.
Dabei spielten vor allem folgende Fragen eine Rolle: Welches Wissen ist in einem Kunstmuseum vorherrschend? Wer ist an der Wissensproduktion und den Narrationen beteiligt? Welche Erzählungen, Informationen und Perspektiven fehlen? Wie können Inhalte möglichst multiperspektivisch gestaltet sein? Wie kann ein Museum digital zu Partizipation einladen? Und wie kann ein Museum zuhören und lernen?
Über die Workshops
Die Moderator*innen – Marwa Younes Almokbel, Josephine A.V. Deutesfeld, Sandra Ortmann, Dachil Sado – reflektieren über ihre Konzeption und die Leitung der Fokusgruppen-Workshops.
Zwölf digitale Workshops ermöglichten in jeweils drei Stunden mit bis zu sechs Teilnehmer*innen eine intensive Betrachtung eines Kunstwerks aus der Sammlung des Brücke-Museums. Ohne zusätzliche Informationen oder vermitteltes (kunsthistorisches) Vorwissen wurden bewusst spontane, intuitive und persönliche Äußerungen gesammelt und dienten als Grundlage für einen Austausch untereinander. Eine Person aus dem kuratorischen Team des Brücke-Museums hatte die Funktion einer aktiven Zuhörerin.
(Dachil)
Text
Mein Name ist Dachil Sado, ich bin Bildender Künstler mit dem Schwerpunkt Performance-Kunst. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Vermittlungsarbeit.
An Various Answers hat mich interessiert, gemeinsam mit anderen Personen historische Kunstwerke aus einer heutigen Sicht anzuschauen und dabei zu reflektieren, was diese Arbeiten kommunizieren und welche Bezüge dazu hergestellt werden könnten.
Bei der Auswahl eines Kunstwerks aus der Sammlung, habe ich eine Landschaftsmalerei gewählt. Hier sind keine Figuren, keine Körper, keine Eingriffe von Menschen zu sehen. Mich haben an dem Austausch über dieses Werk vor allem die Themen Landschaft, Farbe und Malerei aus einer zeitgenössischen und künstlerischen Sicht interessiert. Zudem haben wir in der Fokusgruppe auch gesellschaftlich übergeordnete Themen wie koloniale Kontexte und politische Aspekte diskutiert.
Für diesen Workshop habe ich Maler*innen und Künstler*innen eingeladen. Sie sind alle in bildnerischen, teils malerischen Prozessen heimisch. Gemeinsam mit ihnen, ihren künstlerischen Expertisen und Erfahrungen, wollte ich interessante, neue und vor allem aktuelle Sichtweisen auf das Werk von Emil Nolde gewinnen. Bei meiner Vorbereitung und Moderation auf den Fokusgruppen-Workshop hat mich u.a. die Frage beschäftigt: Welche Kontexte könnte eine Landschaftsmalerei vermitteln?
Bei diesem Austausch mit dem Fokus auf das Malerische und Bildnerische fand ich sehr überraschend – und das im positiven Sinne – , wie viele komplexe ideologische Positionierungen in einer vermeintlich harmlos und schön erscheinenden Malerei gelesen werden können und wie sich darin politische Bewegungen der Zeit wiederspiegeln können. Für mich war es überraschend, da es sich um eine Malerei handelte, die keine direkte und politische Handlung zeigt oder Haltung vermittelt hat.
Zur Redaktion der Inhalte
Die Autor*innen und Journalist*innen Sonja Eismann und Josephine Papke unterhalten sich über den redaktionellen Prozess von Various Answers.
Im Gegensatz zu einer kunsthistorischen Fachsprache sind journalistische Texte subjektiver, kreativer und zugänglicher. Sonja Eismann und Josephine Papke waren aktuelle Zugänge und nicht-akademische sowie diskriminierungskritische Sprache wichtig. Die beiden Journalist*innen hatten als Ausgangsmaterial die Diskussionsinhalte der Workshops; hier berichten sie über ihren Auswahlprozess und wie sie Schwerpunkte setzten. Dabei war es ihnen wichtig, Alltagswissen, Vielfalt und Multiperspektivität abzubilden. Bewusst handelt es sich nicht nur um erklärende Inhalte, sondern auch um assoziative Gedanken, kritische Kommentare und künstlerische Beiträge.
Themen
Zwölf übergeordnete diskursive Themen begleiten die zwölf ausgewählten Werke. Sie entstanden durch die Diskussionen der Teilnehmer*innen und Moderator*innen sowie die Bearbeitung des Redaktionsteams. Versammelt sind Beiträge zu aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen, die lose mit der Sammlung in Verbindung stehen, die Werke aber nicht erklären. Diese Inhalte können auch an weitere Werke aus der Sammlung anknüpfen, die nicht im Projekt befragt wurden. Die zwölf Themen sind Vorschläge, die neue Perspektiven eröffnen und immer wieder erweitert und aktualisiert werden können.
Werke
Zwölf Arbeiten wurden im Rahmen des Pilotprojektes exemplarisch befragt. Sehen Sie hier die Übersicht und klicken Sie sich durch die Beiträge, die ausgehend von diesen zwölf Werken partizipativ entstanden sind. Die Auswahl steht nicht repräsentativ für die Sammlung des Brücke-Museums, sondern wurde in Zusammenarbeit zwischen Projektteam und Museum getroffen.
Impressum
Various Answers: Sprache, Wissen, Narration
Projektleitung: Daniela Bystron, Judith Kirchner
Leitung/Moderation der Fokusgruppen-Workshops: Marwa Younes Almokbel (Das gelbschwarze Trikot, Vor der rosa Wand), Josephine Ansah Valerie Deutesfeld (Artistin, Freundinnen, Im Atelier, Zirkusszene), Judith Kirchner (Sich kämmender Akt), Sandra Ortmann (Liegender Akt vor Spiegel, Nach dem Bade, Rückenakt mit Spiegel und Mann), Dachil Sado (Afrikanisches, Jägers Haus auf Alsen)
Redaktion: Sonja Eismann, Josephine Papke
Übersetzungen (deutsch, englisch): Good & Cheap Art Translators
Übersetzungen (arabisch): Marwa Younes Almokbel
Lektorat: Julia Stoff
Technische Produktion: Sebastian Weise, Marlies Pahlenberg (Assistenz)
Verwaltung: Barbara Jerusalem, Julia Schmitt, Ute Kirschbaum
Gestaltung: Julia Born, Julia Novitch
Programmmierung: Systemantics
Assistenz CMS: Tabesch Mehrabi
Sprecher*innen (Audios: Fragen/Assoziationen): Dena Abay, Lamin Leroy Gibba, Hêvîn Tekin
Workshop-Teilnehmer*innen: Ahmad El Hamidi, Alice Z Jones, Anwar Al Atrash, Athena Solomon B., Auro Orso, Bassel Zoughip, Bettina Keß, Betül, Brigita, Britta, Charlotte Sohst, Christèle Mapuku, ck, Claude Förster, Dani Hasrouni, Dilek, Elena, Emilia, Evelina Reiter, Fabio Auerswald, Fafali Roy Ziga-Abortta, Felicia, Feven, Franziska Achatzi, Frédéric Duval, Icecold Alma, Jamie, Johan, Josephine Ansah Valerie Deutesfeld, Jülia Devies, Juri, Kifan Alkarjousli, Konni Zeidler, L*, Lea Abena Pahl, Lea Malaika Som, Lena Scheiterbauer, Lotte Wintraecken, Maria Diallo, Maria González Leal, Meskerem, Milton Camilo, Miriam Chebaibai Koch, Myriam, Miriam Rainer, Nadine Nzambisa Ngolo, Natascha Anahita Nassir-Shahnian, Princela Biyaa, Rama Alsaman, Ramin Parvin, Rania, Samantha Joy Nyamekye Deutesfeld, Sandra Burkhardt, Sandi, Stephanie Achatzi, Susheela Mahendran, Sydney, Tabesch, Tanya, Viviana, Wanjiru Njehiah, Yemisi Babatola, Yuyu Elmi, Zinaida Sebastiao Lina
Weitere Beiträge: A. Rochaun Meadows-Fernandez, Aischa Sane, Anne Graefer, Aya Soika, Christiane Remm, Daddypuss Rex, Dani Hasrouni, Dieter Frey, Dominique Grisard, Elena Schroll, Felix Denk, Isabel Fischer, Johann Voigt, Josephine Papke, Marwa Younes Almokbel, Maria González Leal, Miriam Rainer, Lea Susemichel, Peggy McIntosh, Sandra Burkhardt, Şeyda Kurt, Simbi Schwarz, Sonja Eismann, Thủy-Tiên Nguyễn
Das Projekt Various Answers wurde entwickelt im Rahmen von “dive in. Programme for Digital Interactions” of the Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.