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Whose Expression?
Die Künstler der Brücke im kolonialen Kontext
20. März 2022
Die Künstler der Brücke lebten und arbeiteten in einer Zeit, in der das Deutsche Kaiserreich eine der größten Kolonialmächte Europas war. Die Ausstellung Whose Expression? Die Künstler der Brücke im kolonialen Kontext befragt ihre Werke vor diesem historischen Hintergrund.
Vor allem das Spannungsverhältnis zwischen Inspiration und Aneignung, in dem Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff agierten, wird in der Ausstellung thematisiert. Einerseits identifizierten die Künstler sich mit der imaginierten Welt der vermeintlich „natürlichen“ Kulturen des Globalen Südens als Gegenbild der bürgerlichen Gesellschaft und erhofften sich, so den Eurozentrismus ihrer Zeit zu überwinden. Andererseits nutzten sie stilistische Elemente der Künste und Kulturen aus Afrika, Ozeanien oder Indien als Anregung für ihre Kunst, ohne deren Entstehungskontexte, die kolonialen Machtverhältnisse und ihr rassistisches Weltbild zu reflektieren.
Zahlreiche Skizzen und Gemälde zeugen davon, dass sich die Künstler in den Völkerkundemuseen in Dresden und Berlin intensiv mit Werken aus dem kolonialen Süden auseinandergesetzt haben. Neben den Palaubalken rezipierten sie beispielsweise auch die Benin-Bronzen mehrfach. Darüber hinaus besuchten sie Theater, Varietés, Zirkusse und rassistische Kolonialausstellungen, die Menschen wie Objekte zur Schau stellten. Einige dieser kolonialisierten Personen standen für die Brücke-Künstler für Portraits und Akte Modell.
Die Ausstellung möchte sich den Lebenswegen der unbekannten Portraitierten widmen, ebenso wie der Biografien der Werke aus kolonialem Kontext. So wird der bekannte Leopardenhocker, der lange für eine Arbeit Ernst Ludwig Kirchners gehalten wurde, erstmalig mit seiner Bedeutung als Prestige-Objekt höfischer Eliten in Kamerun und als Zeugnis kamerunisch-deutscher Kolonialgeschichte gezeigt. Ein weiterer Fokus wird auf den Individuen liegen, die die Brücke-Künstler als anonymisierte ‚Andere‘ exotisierend darstellten.
Die Begegnung der Brücke-Mitglieder mit Menschen und Werken aus den kolonialen Kontexten fanden überwiegend in Deutschland statt. Denn nur Nolde und Pechstein reisten in die deutschen Kolonialgebiete Papua-Neuguinea und Palau. Mit Fotografien, Dokumenten, wie Briefen und Tagebüchern, und den vor Ort entstandenen Skizzen und Aquarellen begibt sich die Ausstellung auf eine Spurensuche dieser Reisen. Sie thematisiert die Desillusion der Künstler, die vor Ort nicht auf das erträumte Paradies europäischer Imagination trafen. Während Reisefotografien die koloniale Besetzung sehr deutlich dokumentieren, blendeten es Pechstein und Nolde in ihren Werken aus.
Diese Ausstellung ist der Beginn einer Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe des Brücke-Museums. Im Bestand der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung befinden sich noch heute rund 100 Werke aus ungefähr 20 Regionen der Welt aus dem Nachlass des Künstlers. Diese werden in diesem Jahr digitalisiert und in Wiki Commons, einer open access Datenbank online einem interessierten Publikum zugänglich gemacht. Zeitgleich zur Ausstellung werden im Kunsthaus Dahlem zeitgenössischen Künstler*innen diese Sammlung in der Ausstellung Transition Exhibition reflektieren. Begleitet werden die Vorbereitungen und die Vermittlung der Ausstellung durch ein internes Sensibilisierungs- und Fortbildungsprogramm für das Team des Museums unter dem Titel Reflexionen. Koloniales Erbe im Brücke-Museum.
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojekts über Kirchner und Nolde des Statens Museum for Kunst, Kopenhagen und des Stedelijk Museum Amsterdam.
Der Katalog zur Ausstellung Kirchner und Nolde. Expressionismus. Kolonialismus mit Beiträgen von Dorthe Aagesen, Beatrice von Bormann, H. Glenn Penny, Aya Soika, Rebekka Habermas, Natasha A. Kelly, u.a. ist im Hirmer Verlag erschienen und kostet 32,90€ (Museumsausgabe).
Mit freundlicher Unterstützung der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung.
Das Digitalisierungsprojekt wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Projektpartner ist das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS).
Das Programm Reflexionen. Koloniales Erbe im Brücke-Museum wird gefördert durch den Projektfonds „Zeitgeschichte und Erinnerungskultur“ des Landes Berlin.
Das Projekt Various Answers im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.
Begleitprogramm
- Soft Opening 17. Dez 2021
- Öffentlicher Rundgang18. Dez 2021
- Öffentlicher Rundgang25. Dez 2021
- Öffentlicher Rundgang8. Jan 2022
- Kuratorinnen-Rundgang Whose Expression?9. Jan 2022
- Öffentlicher Rundgang15. Jan 2022
- ENTFÄLLT // Lehrer*innen-Fortbildung 17. Jan 2022
- Öffentlicher Rundgang22. Jan 2022
- Öffentlicher Rundgang in Englisch22. Jan 2022
- Kuratorinnen-Rundgang Whose Expression?23. Jan 2022
- Öffentlicher Rundgang29. Jan 2022
- Studientag 29. Jan 2022
- Visita con las comisarias de Whose Expression? [ES]30. Jan 2022
- ENTFÄLLT // Ferienworkshop De-Colonize: Was hat das mit mir zu tun? 2. – 4. Feb 2022
- Öffentlicher Rundgang5. Feb 2022
- Kuratorinnen-Rundgang Whose Expression?6. Feb 2022
- ONLINE // Lehrer*innen-Fortbildung8. Feb 2022
- Neusichtung10. Feb 2022
- Neusichtung11. Feb 2022
- Öffentlicher Rundgang in Englisch12. Feb 2022
- Öffentlicher Rundgang19. Feb 2022
- Öffentlicher Rundgang in Deutscher Gebärdensprache20. Feb 2022
- Öffentlicher Rundgang26. Feb 2022
- Öffentlicher Rundgang in Englisch26. Feb 2022
- Die Lücke3. Mrz 2022
- Über das Center of Unfinished Business3. Mrz 2022
- Traum / Trauma3. Mrz 2022
- Traum / Trauma 3. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang5. Mrz 2022
- Entgeistert?5. Mrz 2022
- Millis Erwachen5. Mrz 2022
- Kuratorinnen-Rundgang Whose Expression?6. Mrz 2022
- Interventionen6. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang12. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang in Englisch12. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang12. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang19. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang19. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang in Spanisch19. Mrz 2022
- Öffentlicher Rundgang in Deutscher Gebärdensprache20. Mrz 2022
Publikationen
Kirchner und Nolde. Expressionismus. Kolonialismus
Katalog
mit Beiträgen von Dorthe Aagesen, Beatrice von Bormann, H. Glenn Penny, Aya Soika, Rebekka Habermas, Natasha A. Kelly, u.a.
Hirmer Verlag
256 Seiten
280 Abbildungen in Farbe
deutsch
ISBN 978-3-7774-3718-7
Vergriffen
Mitarbeiter*innen
Lisa Marei Schmidt, Kuratorin
Elena Schroll, Kuratorin und Projektleiterin
Aya Soika, Kuratorin
Daniela Bystron, Kuratorin und Kuratorin für Outreach
Sol Izquierdo de la Viña, Kuratorin
Christiane Remm, wissenschaftliche Beraterin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff-Stiftung
Anna Brus, wissenschaftliche Beraterin
Irene Bretscher, kuratorische Assistentin
Matthias Gegner, wissenschaftlicher Praktikant
Julia Grosse, Yvette Mutumba / Contemporary And (C&)
Julia Born, Design Drucksachen
Lisa Pepita Weiss, Claudia Klat, Ausstellungsdesign