NS-Propaganda „Entartete Kunst“


von Isabel Fischer

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Tausende von Kunstwerken der Moderne wurden im Sommer 1937 im Zuge der Kampagne „Entarte Kunst“ durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und aus deutschen Museen entfernt.  Ein Teil davon wurde kurz darauf auf der gleichnamigen Propagandaausstellung in München zur Schau gestellt und polemisch kommentiert. 1938 wanderte die diffamierende Präsentation mit wechselnder Zusammenstellung durch Deutschland. Zeitgleich wurden einige Werke an ausländische Kunstsammler verkauft, um so aus den Beschlagnahmungen Profit zu schlagen. Neun der damals beschlagnahmten Werke befinden sich heute in der Sammlung des Brücke-Museums.

Mit dem Kampfbegriff der „Entartung“ griffen die Nationalsozialisten auf einen Begriff zurück, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts als Beschreibung für Abweichungen einer vermeintlichen Norm verwendet wurde. Der Arzt und Schriftsteller Max Nordau nutzt ihn als Buchtitel, um polemisch mit Strömungen der zeitgenössischen Kunst abzurechnen. Der ursprünglich aus der Biologie und Medizin kommende Begriff wurde hier verwendet, um moderne Kunstrichtungen als krankhafte Phänomene, Degeneration und Zeichen eines gesellschaftlichen Verfalls abzuwerten.

Die Nationalsozialisten griffen dieses Argumentationsmuster auf und betteten es in ihrer Ideologie ein. Als „entartet“ galt für sie das gesamte Spektrum der modernen Kunst von Expressionismus über Dadaismus bis zur Neuen Sachlichkeit. Insbesondere in der Deformierung und vereinfachten Darstellung von Körpern, sahen sie einen Angriff auf ihre eigene rassistische Ideologie. Demgegenüber stellten sie die Vorstellung von einer „gesunden“, „arteigenen“ Kunst, die ein idealisiertes Menschen- und Körperbild propagierte.

Die Attacken auf die Moderne Kunst sowie die weiträumigen Beschlagnahmungen hatten zur Folge, dass sie bis Ende des Zweiten Weltkrieges fast vollständig aus öffentlichen Institutionen verschwunden war. Noch Anfang der 1930er-Jahre wurde überlegt, den Expressionismus zur Staatskunst zu erheben. Eine Hoffnung, die anfangs auch die ehemaligen Brücke-Künstler selbst geteilt hatten. 

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