Künstler

Fritz Bleyl

Geboren
8. Oktober 1880, Zwickau, Deutschland

Gestorben
19. August 1966, Iburg im Teutoburger Wald,Deutschland

Fritz Bleyl, 1905, Fotograf unbekannt, Kunstsammlungen Zwickau, Max Pechstein Museum

Biografie

Künstlerische Anfänge (1880–1900)

Fritz Bley wird als Sohn des Kaufmanns Hilmer Heinrich Bleyl und seiner Frau Alma Fanny, geb. Falk, am 8. Oktober 1880 in Zwickau geboren. Bereits in seiner Kindheit und Jugend beschäftigt er sich intensiv mit dem Zeichnen. Insbesondere durch den Zeichenunterricht im Realgymnasiums in Zwickau schult er früh seine Fertigkeit im Umgang mit Bleistift und Feder. Hier gelangt er auch erstmals in Kontakt mit der Freiluftmalerei. Bereits zu dieser Zeit entwirft er Künstlerpostkarten, eine Tradition, die er bis zu seinem Lebensende aufrechterhalten wird.

Das Architekturstudium (1901–1905)

1901 zieht Bleyl nach Dresden, um dort ein Architekturstudium an der Technischen Universität zu beginnen. Hier vertieft er auch seine zeichnerischen Fähigkeiten, die eine wichtige Grundlage des Studiums sind. Maßgebliche Anregungen erhält er von seinem Lehrer Fritz Schuhmacher. Der architektonische Blick und die Genauigkeit der Zeichnung, die er hier erlernt, prägen fortan sein Werk. Während seines Studiums besucht er häufig Ausstellungen moderner Kunst in Dresden. Beeindruckt zeigt er sich von dem zu dieser Zeit in Mode begriffenen Japonismus, dem Einfluss japanischer Kunst. Bereits zu Beginn des Studiums lernt er Ernst Ludwig Kirchner kennen, mit dem ihn von da an eine enge Freundschaft verbindet. Im Juli 1905 stellt er auf der Ausstellung des Sächsischen Kunstvereins aus. Kurz darauf beendet er sein Studium mit der Diplomprüfung.

Die Künstlergruppe Brücke (1905–1907)

Am 7. Juli 1905 gründet Bleyl gemeinsam mit Kirchner, Heckel und Schmidt-Rottluff die Künstlergruppe Brücke. Im Gegensatz zu seinen Künstlerfreunden beschäftigt er sich nicht mit der Ölmalerei: Neben Zeichnung und Aquarell wird die Druckgraphik für ihn zum wichtigen Medium. Hierbei setzt er auch für die Gruppe wichtige Impulse. Einige der frühen Geschäftsgraphik der Brücke (Plakate, Einladungs- oder Mitgliederkarten) geht auf ihn zurück. In seiner sorgfältigen und langsamen Arbeitsweise unterscheidet er sich grundlegend von den anderen Brücke-Mitgliedern. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, tritt er im Herbst 1906 eine Lehrerstelle an der Privatbauschule in Freiberg an. Im Gegensatz zu seinen Kollegen fehlt ihm nun die Zeit für durchgängige künstlerische Arbeit. Dennoch entstehen in dieser Zeit eine Reihe auffälliger pointilistischer Zeichnungen und Aquarelle.1907 heiratet er Gertrud Charlotte Tanner, die er bereits seit seiner Schulzeit in Zwickau kennt, und tritt kurz darauf aus der Brücke aus. Im Gegensatz zu dem Bohèmeleben der Freunde wählt er fortan einen bürgerlichen Lebensweg.

Arbeit als Architekt und Lehrer (1907–1966)

Bis 1910 arbeitet Bleyl weiter in Freiberg an der Privatbauschule. Hier wird 1910 sein erster Sohn Wolfgang geboren. Es entstehen weiterhin Zeichnungen, die nun aber naturnäher sind. In den folgenden vier Jahren arbeitet er als Architekt, zuerst in Dresden, dann in Rostock. 1914 wird sein zweiter Sohn Falk geboren. 1915 kehrt er nach Dresden zurück, um bei dem Architekten und Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt promovieren. Während des Ersten Weltkriegs leitet er die Kriegsbeschädigten Werkstätten im Reservelazarett in Görden bei Brandenburg. Von 1919 bis zu seiner Pensionierung 1945 arbeitete Bleyl als Studienrat und Baurat an der Baugewerkschule in Berlin-Neukölln (spätere Staatsbauschule) und unterrichtet Freihandzeichnen. Insbesondere in den 1920er- und 1930er-Jahren unternimmt er jährlich in den Semesterferien Sommerreisen (u.a. nach Italien und in die Schweiz), um dort zu zeichnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hält er sich an verschiedenen Orten auf, erst in Calbe a.d. Saale, dann in Zwickau und schließlich in Schlebusch bei Leverkusen. Ab 1959 lebt er mit seiner Frau in Lugano in der Schweiz. Er stirbt am 19. August 1966 auf einer Reise zu seinem Sohn Wolfgang in Iburg im Teutoburger Wald.

Isabel Fischer


Literatur

Brücke-Almanach 1999. Fritz Bleyl und die frühen Jahre der „Brücke“, Ausst.-Kat., Schleswig-Holsteinsches Landesmuseum / Städtisches Museum Zwickau, hg. von Hermann Gerlinger und Heiz Spielmann, Schleswig 1999.

Fritz Bleyl. Gründungsmitglied der “Brücke“, Ausst.-Kat. Brücke-Museum, hg. von Magdalene M. Moeller, München: Hirmer Verlag 2009.

Magdalena M. Moeller (Hg.), Fritz Bleyl 1980-1966, Archiv-Heft 18/1993, Brücke-Museum, Berlin 1993.