Zwei Expert*innen tauschen sich über zentrale Themen der Brücke-Kunst aus und bringen diese in Verbindung mit aktuellen Fragestellungen aus Kunst, Wissenschaft und Aktivismus. Mit Kervin Saint Pere Huarcaya (Künstler und Forscher) und Karen Michelsen Castañón (Bildende Künstlerin und Kunstvermittlerin).
In den Werken der Brücke-Künstler spielt das Thema Natur eine große Rolle. Darin spiegelt sich eine idealisierte und europäische Vorstellung von der Natur. Wir stellen in diesem Rundgang die Fragen: Was ist Natur? Welche Vorstellungen stecken hinter dem Begriff? Anfang des 20. Jahrhunderts, in der Zeit des Kolonialismus, verstärkt sich die Ideologie des ‚Primitivismus‘. Diese Denkweise stellte Natur und Kultur als Gegensätze dar und idealisierte das „Natürliche“ als etwas Ursprüngliches. Auch die Künstler der Brücke wurden von dieser Sichtweise beeinflusst. Ihre Werke zeigen eine oft exotisch gefärbte und verklärte Natur, die nicht der Realität entspricht. Inwiefern beeinflusst diese Sichtweise noch immer die Wahrnehmung der Natur? Und was meinen wir eigentlich, wenn wir von Natur heute sprechen?
Kervin Saint Pere Huarcaya ist ein peruanischer Künstler und Forscher indigener Herkunft. Derzeit lebt er in Berlin und arbeitet als künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Der Fokus seiner künstlerischen Praxis und Forschung liegt auf dekolonialen Theorien und Bildpraktiken, wobei er sich insbesondere mit Archivmaterialien, Räumen ethnologischer Museen sowie koloniale Spuren im Stadtraum auseinandersetzt. Aufbauend auf Aby Warburgs Bildwissenschaft, reinterpretiert er Warburgs Konzept des „Nachleben“ durch eine dekoloniale Perspektive.
Karen Michelsen Castañón (geb. in Lima, Perú) ist bildende Künstlerin, Filmemacherin und freie Rechercheurin. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit der Art und Weise wie (koloniale) Geschichten erzählt werden und umfasst Kurzfilme, Fotos und Textilien. Dabei befragt sie, wie sowohl hegemonische als auch unsichtbar gemachte Geschichten in unserem Alltag re-inszeniert werden und wie dies mit aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen in Verbindung steht.
Die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen ist im Museumseintritt enthalten. Es ist keine Voranmeldung nötig.