Gespräch, Workshop

Blind Spots Dead Pixels im Schinkelpavillon

Das ukrainische Künstler*innenduo Lia Dostlieva und Andrii Dostliev lädt zu einem Workshop über dekoloniale Diskurse in der Kunst mit dem Fokus auf das Machtverhältnis zwischen Russland und der Ukraine ein.

Lia Dostlieva und Andrii Dostliev fassen die gegenwärtige Situation in Deutschland und der westlichen Welt so zusammen: „Das alleinige Recht, Wissen über unterworfene Gebiete zu produzieren, war schon immer eines der Instrumente der erobernden Macht, um Dominanz über diese Gebiete auszuüben. Im Falle westlicher Kolonialmächte wurde dieses Recht angefochten und in Frage gestellt, doch im Falle Russlands war dies bisher weniger der Fall. Der postkoloniale Diskurs wird oft von denselben Leuten gekapert und instrumentalisiert, die Nutznießende der jahrhundertelangen kolonialen Gewalt und Produzent*innen von Wissen über die Region im Interesse der Kolonialmacht waren. So wird unterdrückten Stimmen ein illusorisches Maß an Handlungsfähigkeit zugesprochen, denn der Schlüssel zur Wissensproduktion bleibt aber unweigerlich mit der imperialen Macht verbunden.“

Im Format der „Blind Spots“, in dem bereits Workshops durchgeführt wurden und ein  Reader entstand, wird das das Künstler*innenduo zusammen mit den Kulturarbeiter*innen Alevtina Kakhidze, Botakoz Kassymbekova und Tereza Hendl einen spielerischen und interaktiven Raum für gemeinsamen Austausch über koloniale Strukturen, Machtverhältnisse und Repräsentation im Schinkel Pavillon eröffnen. Darin begleiten Teilnehmer*innen schwierige Entscheidungen von Kulturarbeiter*innen mit Alevtina Kakhidze, können an der gemeinsamen Diskussion über den dekolonialen Ansatz in der Wissensproduktion mit Botakoz Kassymbekova und Tereza Hendl teilnehmen und sehen die Pop-up Ausstellung Lia Dostlievas und Andrii Dostlievs, die durch eigene Beiträge ergänzt werden kann. Das Fresko, das die Künstlerin Kateryna Lisovenko für die aktuelle Ausstellung im Schinkel Pavillon gestaltet hatte und aufgrund einer Meinungsverschiedenheit zurückgezogen hat, wird nun noch einmal im Rahmen des Workshops gezeigt. Alle Teilnehmer*innen erhalten ein kostenloses Exemplar des dekolonialen Readers Blind Spots Dead Pixels vol II von Lia Dostlieva und Andrii Dostliev.

Tereza Hendl ist Philosophin und Bioethikerin und arbeitet derzeit als Postdoktorandin an der Universität Augsburg und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Verletzlichkeit, Verweigerung, Gerechtigkeit und Solidarität sowie mit der Ethik und Epistemologie von Gesundheitstechnologien und -interventionen.

Alevtina Kakhidze ist eine ukrainische Künstlerin, die multidisziplinär arbeitet. In ihrer Praxis setzt sie sich kritisch mit soziopolitischen Veränderungen und Themen wie Konsumverhalten, Ökologie, Feminismus und dem Leben in Kriegsgebieten auseinander. Seit 2014 steht der Krieg Russlands gegen die Ukraine im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Nach der vollständigen Invasion im Jahr 2022 blieb sie in der Ukraine und beschreibt nun die alltäglichen Auswirkungen des Krieges für Menschen, die in Frieden leben.

Botakoz Kassymbekova ist Dozentin & Assistenzprofessorin für Neuere Geschichte an der Universität Basel mit den Schwerpunkten sowjetische Geschichte, Stalinismus, Post-Stalinismus und russische imperiale Geschichte. Sie promovierte an der Humboldt-Universität Berlin, erwarb einen M.A. an der University of Essex und einen B.A. an der American University of Central Asia.

Lia Dostlieva und Andrii Dostliev sind ukrainische Künstler*in, Essayist*in und Kurator*in, die sich hauptsächlich mit den Themen Erinnerung, kollektives Trauma und dekoloniale Praktiken in Osteuropa beschäftigen. Gemeinsam gestalteten sie den nationalen Pavillon der Ukraine auf der 60. Biennale in Venedig.


Diese Veranstaltung findet im Schinkelpavillon statt. Der Eintritt ist frei.
Wir bitten wegen begrenzter Teilnehmer*innen-Zahl um Anmeldung: germany@ui.org.ua
Ausgerichtet vom Ukrainischen Institut in Deutschland in Kooperation mit Schinkel Pavillon und Brücke-Museum.

Hinzufügen zu iCal oder Google Calendar