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Wohnatelier von Walter Gramatté (1926–1929)

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„Rosario, die Wohnung ist da! Sie ist wahrhaftigen Gottes da! Und auch bezahlt und vom Wohnungsamt genehmigt!“

Walter Gramatté an die Kunsthistorikerin Rosa Schapire, 16. Oktober 1926

Nach Monaten des vergeblichen Suchens ist es im Herbst 1926 endlich so weit: Walter Gramatté hat eine Wohnung in Berlin gefunden. Knapp zwei Jahre zuvor war er mit seiner Frau, der Komponistin Sophie-Carmen (Sonia) Gramatté, von Berlin nach Barcelona übergesiedelt. Doch bereits nach wenigen Monaten fasst er den Plan, wieder zurück zu ziehen: Lieber will er im Kreise seiner Freund*innen verhungern, als in Spanien bei wärmerem Klima und besserer Absicherung leben, so seine Erkenntnis.

Acht Zimmer umfasst die Gründerzeitwohnung, die das Ehepaar Gramatté im November in Schöneberg bezieht: genug Platz für ein Atelier sowie gleich zwei Musikzimmer. Dass sie sich die geräumige großbürgerliche Wohnung trotz der geringen Einnahmen überhaupt leisten können, ist nur durch die Unterstützung von Gramattés Vater möglich.

Voller Eifer macht sich der Künstler an die Gestaltung des neuen Refugiums. Dazu entwickelt er ein Farbkonzept, das nicht nur Wände und Decken, sondern auch Kachelöfen, Türen, Fensterrahmen und Fußböden miteinbezieht. Die Wände des Ateliers erstrahlen in einem warmen Ockergelb, während der Pianoraum ein sattes Kobaltblau erhält.

1939 − zehn Jahre nach dem frühen Tod Walter Gramattés − hält Erich Heckel die Farbgestaltung der Wohnräume anhand von Mustern, Skizzen und Beschreibungen in einem 28-seitigen Heft fest. Die Dokumentation entsteht im Auftrag der Witwe, ist aber zugleich ein posthumes Andenken an die enge Freundschaft, die den Brücke-Künstler mit dem 14 Jahre jüngeren Gramatté ab 1919 verband.

Isabel Fischer

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