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Zoologischer Garten (1844–heute)

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„Seitdem wir hier sind[,] arbeite ich Nachmittags ab u[nd] zu im Aquarium u.[nd] im Zoologischen. Fische, Schildkröten, Löwen, Eisbären u.[nd] Vögel[,] allerlei sind bei uns eingezogen.“

Emil Nolde an seinen Schweizer Freund Hans Fehr, Berlin, 9. Dezember 1923

Emil Nolde, Tiger, 1923/1924, Brücke-Museum, Dauerleihgabe aus Privatbesitz, © Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde

Emil Nolde, Eisbären, 1923/24, Brücke-Museum, Dauerleihgabe aus Privatbesitz, © Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde

Ab 1910 wohnen Ada und Emil Nolde in der Nähe des Zoologischen Gartens in der Tauentzienstraße: Manchmal hören sie hier sogar trotz des Großstadtlärms die Geräusche der Tiere. Besonders im Winter 1923/24 zieht es Emil Nolde immer wieder zu den Gehegen. In Begleitung seiner Frau und ausgestattet mit Farbe und Papier hält er Raubkatzen, Bären und andere Tiere in Aquarellen fest. Womöglich sind sie ihm ein Ersatz für verschiedene Fernreisen, die er infolge des von Deutschland verlorenen Ersten Weltkriegs und der Inflation Anfang der 1920er-Jahre absagen musste.

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Zoologischer Garten, Ausschnitt aus: die Stadt der Millionen, 1925, Bundesarchiv Berlin

Auch den Berliner Zoo trifft die rapide Geldentwertung hart. 1922 muss er seine Tore aufgrund von Sparmaßnahmen für mehrere Monate sogar ganz für das Publikum schließen. Dabei hatte sich der 1844 eröffnete Zoologische Garten über die Jahrzehnte hinweg zu einem festen Treffpunkt im Leben des Berliner Bürgertums entwickelt. Nicht nur zum Betrachten der Tiere, sondern auch zum Verweilen im Café oder zu Konzertbesuchen lädt er ein. Gleichzeitig offenbaren sich in seinem Konzept als lebendiges Naturkundemuseum sehr deutlich deutsche Kolonialvorstellungen. Um den Besucher*innen die „ferne Fremde“ zu präsentieren, werden die aus aller Welt eingeschifften Tiere meist in engen Gitterkäfigen oder exotisierenden Gehegearchitekturen vorgeführt. In rassistischen Kolonialausstellungen, den so bezeichneten „Völkerschauen“ werden außerdem ab 1871 Menschen unterschiedlicher Kulturen wie Objekte zur Schau gestellt. Obgleich in den 1920er-Jahren, nach dem Ende der deutschen Kolonien, das Interesse für solche menschenverachtenden Schauen abnimmt, finden diese bis 1952 statt.

Valentina Bay

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