Berliner Unterschleuse (ca. 1850–1936)
Landwehrkanal, Berlin-Tiergarten
Seit 1941: Neubau
„Richtig Zeichnen ist beschissen – Stumpfsinn! Man soll vor allem das herauszubringen versuchen, was man persönlich sieht, was einem zuerst auffällt, deshalb schnell arbeiten! Sinnlich schauen!“
Anton Kerschbaumer, Tagebucheintrag vom 15. Februar 1908
Zeit seines Lebens hält Anton Kerschbaumer seine Umgebung in Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken fest. Als er nach dem Ersten Weltkrieg vom Wehrdienst nach Berlin zurückkehrt, zieht es ihn – auf der Suche nach Motiven – immer wieder in den Großen Tiergarten. Vor allem der Landwehrkanal mit seinen Brücken und Schleusen inspiriert ihn zu neuen Werken. Ein Beispiel hierfür ist die Lithografie Schleuse II, in der er die sogenannte Unterschleuse darstellt. Gemeinsam mit der Oberschleuse in Kreuzberg in den 1840er-Jahren errichtet, gleicht sie unterschiedlich hohe Wasserstände in Spree und Landwehrkanal für den zunehmenden Schiffsverkehr aus. Die 1941 umgebaute Anlage entspricht heute nicht mehr der Gestalt, die Kerschbaumer 1919 künstlerisch festhielt.
Valentina Bay