Δ
Zu entdecken
Wohnen und Arbeiten
Großstadtleben
Unter freiem Himmel
Hinein ins Vergnügen
Sammeln und Ausstellen
Netzwerke(n)
Stopp 3 auf dem Audiowalk: Eine Brücke in die Zukunft

Der vom Künstlerduo Po:era entwickelte Audiowalk führt zu sechs Adressen in Friedenau, an denen die Brücke-Künstler sowie die mit ihnen befreundete Malerin Emma Ritter, und Emy Fisch, die spätere Ehefrau von Karl Schmidt-Rottluff und Foto-Dokumentaristin der Gruppe, wohnten. Aus ihrer Perspektive erfahren wir mehr darüber, wer die Menschen hinter der Brücke-Kunst waren und wie sie auch jenseits ihres künstlerischen Schaffens die Konventionen ihrer Zeit in Frage stellten.

Unter Berücksichtigung der historisch überlieferten Fakten erzählen Po:era in sechs Kapiteln fiktionalisierte Geschichten, die sich an den verschiedenen Schauplätzen so oder so ähnlich zugetragen haben könnten. Eingebettet sind die an klassische Hörspielformate angelehnten Szenen in eine Begleiterzählung, die nicht nur Infos zur jeweiligen Adresse und Tipps für den Spaziergang durch Friedenau beinhaltet, sondern immer wieder auch den Bogen zur heutigen Zeit schlägt und die Errungenschaften der Künstlergruppe in aktuelle Diskurse einordnet.

Wir empfehlen den ca. 90-minütigen Hörspaziergang in der vorgeschlagenen Reihenfolge und an einem Stück zu machen, beginnend in der Durlacher Straße 15 in unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Bundesplatz. Die Route zum jeweils nächsten Stopp ist auf der Karte eingezeichnet, die bei eingeschalteter Standortfunktion die Orientierung vor Ort erleichtert. Jedes Kapitel enthält Fotos zur Identifizierung der genauen Adressen. Der Audiowalk kann aber auch von zuhause und in beliebiger Reihenfolge abgerufen werden. Begleitende Musikstücke am Ende jedes Kapitels verschönern die Wege von einem Stopp zum nächsten und erzeugen ein Gefühl für die Zeit, zu der die Brücke-Künstler in Berlin lebten. Das beste Hörerlebnis bieten Kopfhörer in ausreichender Qualität.

Zum Audiowalk Zurück zum Audiowalk

Wohnatelier von Karl Schmidt-Rottluff (1911–1933)

Wohnen und Arbeiten

Das beschauliche Friedenau zieht ab der Jahrhundertwende viele Künstler*innen und Schriftsteller*innen an. So auch Karl Schmidt-Rottluff, der im Herbst 1911 gemeinsam mit Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner von Dresden nach Berlin übersiedelt. Sein neues Domizil befindet sich im Dachgeschoss der Niedstraße 14 und darf eigentlich ausschließlich als Atelier genutzt werden; aus Brandschutzgründen ist das Übernachten nicht gestattet. Ähnlich wie seine Freunde ignoriert Schmidt-Rottluff dieses Verbot und nutzt die Räumlichkeiten gleichzeitig als Wohnung. Zur Tarnung bei möglichen Kontrollen versteckt er die meisten Möbel tagsüber in einem separaten Speicher.

Obwohl Schmidt-Rottluff bei der Dekoration seines Wohnateliers gemäßigter vorgeht als Kirchner und Heckel, versieht auch er seine Räume mit bestickten und gebatikten Vorhängen.

„Ein Vorhang hing vor der Eingangstür, ein zweiter vor der Ofenheizung. Beide Vorhänge waren mit Applikationen mit abstrakten Ornamenten und ohne Figuren. Einen Nebenraum verdeckte ein Vorhang mit ungegenständlicher Batik. Das Hauptstück war ein gestickter Wandbehang und zeigte eine sitzende Figur vor offenem Grund. Sie war aus dünnen Metallfolien appliziert und leuchtend farbig.“

Karl Schmidt-Rottluff im Gespräch mit dem Sammler Karlheinz Gabler, Herbst 1970

Schon bald beginnt der Künstler, selbst Möbel für die Wohnung zu entwerfen, darunter einen Schrank mit kubistischen Formen. Diesen lässt er nach eigenen Skizzen von einem Dangaster Tischler anfertigen und gestaltet ihn anschließend farbig.

Als Schmidt-Rottluff 1919 Emy Frisch heiratet, zieht er mit in ihre Wohnung in der nahe gelegenen Stierstraße, behält aber die Räume in der Niedstraße als Atelier. Der nur sieben Minuten kurze Fußweg von Haustür zu Haustür ist von nun an bis 1933 alltägliche Routine.

Auch nach Schmidt-Rottluffs Wegzug bleibt die Niedstraße in künstlerischer Hand. Vor allem eine Reihe von Schriftsteller*innen lässt sich hier nieder, darunter Erich Kästner und Günter Grass. Der Autor Uwe Johnson zieht 1959 sogar in dieselben Räumlichkeiten, die zuvor Schmidt-Rottluff bewohnt hatte. Mitte der 2000er-Jahre schafft es die Niedstraße mit der Unterhaltungsserie Türkisch für Anfänger sogar ins deutsche Fernsehen.

Antonia Moldenhauer und Isabel Fischer

Niedstraße Ecke Handjerystraße, 1925, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (01) Nr. II12734, Foto: Bruno Romey

In der Nähe
Entdecke Berlin durch die Augen der Brücke-Künstler
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte des Brücke-Museums über den externen Anbieter api.mapbox.com angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Das Brücke-Museum hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung.