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Stopp 4 auf dem Audiowalk: Eine Brücke in die Zukunft

Der vom Künstlerduo Po:era entwickelte Audiowalk führt zu sechs Adressen in Friedenau, an denen die Brücke-Künstler sowie die mit ihnen befreundete Malerin Emma Ritter, und Emy Fisch, die spätere Ehefrau von Karl Schmidt-Rottluff und Foto-Dokumentaristin der Gruppe, wohnten. Aus ihrer Perspektive erfahren wir mehr darüber, wer die Menschen hinter der Brücke-Kunst waren und wie sie auch jenseits ihres künstlerischen Schaffens die Konventionen ihrer Zeit in Frage stellten.

Unter Berücksichtigung der historisch überlieferten Fakten erzählen Po:era in sechs Kapiteln fiktionalisierte Geschichten, die sich an den verschiedenen Schauplätzen so oder so ähnlich zugetragen haben könnten. Eingebettet sind die an klassische Hörspielformate angelehnten Szenen in eine Begleiterzählung, die nicht nur Infos zur jeweiligen Adresse und Tipps für den Spaziergang durch Friedenau beinhaltet, sondern immer wieder auch den Bogen zur heutigen Zeit schlägt und die Errungenschaften der Künstlergruppe in aktuelle Diskurse einordnet.

Wir empfehlen den ca. 90-minütigen Hörspaziergang in der vorgeschlagenen Reihenfolge und an einem Stück zu machen, beginnend in der Durlacher Straße 15 in unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Bundesplatz. Die Route zum jeweils nächsten Stopp ist auf der Karte eingezeichnet, die bei eingeschalteter Standortfunktion die Orientierung vor Ort erleichtert. Jedes Kapitel enthält Fotos zur Identifizierung der genauen Adressen. Der Audiowalk kann aber auch von zuhause und in beliebiger Reihenfolge abgerufen werden. Begleitende Musikstücke am Ende jedes Kapitels verschönern die Wege von einem Stopp zum nächsten und erzeugen ein Gefühl für die Zeit, zu der die Brücke-Künstler in Berlin lebten. Das beste Hörerlebnis bieten Kopfhörer in ausreichender Qualität.

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Wohnatelier von Emma Ritter (1911–1913/14)

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Karl Schmidt-Rottluff, Briefbogenkopf für Emma Ritter 1911, Brücke-Museum, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Emma Ritter, um 1912, Foto: unbekannt 

Im selben Jahr, in dem die Brücke-Künstler von Dresden nach Berlin ziehen, entscheidet sich auch die Oldenburger Künstlerin Emma Ritter für die Übersiedlung in die Kunstmetropole. Zunächst kommt sie 1911 bei Emy Frisch (spätere Schmidt-Rottluff) unter, die ihr wenige Monate später eigene Wohnräume in Friedenau in der Schmargendorfer Straße 1 vermittelt. Die beiden Frauen haben sich über Karl Schmidt-Rottluff kennengelernt, dem Ritter 1909 bei einem Aufenthalt im Nordseebad Dangast erstmals begegnet ist. Zwischen Ritter und dem Brücke-Künstler besteht seitdem ein enger Austausch, der in Berlin weiter anhält. Ritters Wohnatelier liegt nur einen kurzen Spaziergang von Schmidt-Rottluffs Domizil in der Niedstraße 14 entfernt.

Während Ritter in Oldenburger Künstler*innenkreisen Bekanntheit genießt und dort regelmäßig ausstellt, fällt es ihr in Berlin schwerer als ihren männlichen Kollegen, Fuß in der Kunstszene zu fassen. Immerhin stellt die expressionistische Künstlerin 1914 bei der ersten Ausstellung der Freien Secession aus. Dabei war schon ihr Beschluss, Künstlerin zu werden, im Kaiserreich mit viel Mühe und monetären Mitteln verbunden. Denn eine den Männern gleichgestellte akademische Ausbildung wird für Frauen erst mit einer entsprechenden Öffnung der Kunstuniversitäten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs möglich. Ritter nimmt daher wie viele andere Privatunterricht – unter anderem bei Lovis Corinth.

Blick in die Schmargendorfer Straße, um 1928, © edition Friedenauer Brücke

In der Metropole Berlin hält Ritter, wie sie selbst bemerkt, „das Leben […] im Kreis meiner Freunde, den Künstlern hauptsächlich“. Hierzu zählen neben Schmidt-Rottluff und Frisch auch Erich Heckel, Max Pechstein, Maschka und Otto Mueller sowie Lyonel Feininger. 1915, als Schmidt-Rottluff zum Kriegsdienst eingezogen wird, übernimmt Ritter für einige Zeit seine Räumlichkeiten in der Niedstraße 14 und bezieht 1918 eine Wohnung im gegenüberliegenden Haus.

Die lange Vernachlässigung weiblicher Positionen durch die Kunstgeschichtsschreibung, aber zugleich der Verlust eines Großteils ihrer Werke im Zweiten Weltkrieg haben dazu geführt, dass der Name Emma Ritter heute nur wenigen Personen geläufig ist. In der Sammlung des Brücke-Museums verweist einzig ein Briefbogenkopf, den Schmidt-Rottluff 1911 für Ritter anfertigte, auf die Malerin.

Antonia Moldenhauer

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