Großer Müggelsee

Im Frühling 1910, ein Jahr vor seinem Umzug von Dresden in die Hauptstadt, reist Erich Heckel für einige Wochen nach Berlin. So wie es ihn und die anderen Brücke-Künstler bereits in der sächsischen Residenzstadt zum Zeichnen an die Moritzburger Teiche gezogen hat, verbringt er auch in Berlin die schönen Tage an Seen im Umland. Die Eindrücke eines Ausflugs an den Großen Müggelsee hält er druckgrafisch fest: vorne das rege Treiben der Boote auf dem Wasser, im Hintergrund die bewaldeten Müggelberge mitsamt der dort wenige Jahre zuvor erbauten Bismarckwarte.

Sie ist einer von vielen Aussichtstürmen, die um die Jahrhundertwende deutschlandweit zu Ehren des 1898 verstorbenen Reichskanzlers Otto von Bismarck erbaut werden. Nach seinem Tod zum Nationalhelden mythologisiert, wird er heute nicht zuletzt wegen seiner Kolonialpolitik kritisch gesehen. Zu seiner Regierungszeit erwirbt das Deutsche Reich Kolonien in Afrika, China sowie Ozeanien und entwickelt sich zur Kolonialmacht, als die es bis zum Verlust der Kolonien 1919 besteht. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wird der Turm von der deutschen Wehrmacht gesprengt, um den anrückenden sowjetischen Truppen die Orientierung zu erschweren. Heute befindet sich an dieser Stelle der Gebäudestumpf des dort begonnenen Vorgängerbaus des Berliner Fernsehturms.

Valentina Bay