Wohnatelier von Lyonel Feininger (1908–1919)
Königstraße 32, Berlin-Zehlendorf
„Ich denke so viel […] an unsere ersten Begegnungen 1912 und an die Brücke, die damals für mich sich wie eine neue Welt auftat.“
Lyonel Feininger an Erich Heckel, 27. Dezember 1953
Seit ihrer ersten Begegnung 1912 versuchen Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff vergeblich, den Maler und späteren Bauhaus-Lehrer Lyonel Feininger vom Eintritt in die Brücke zu überzeugen. Zwar wird er nie Mitglied der Künstlergruppe, doch entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen ihm und den Brücke-Künstlern. Die Männer tauschen sich nicht nur über Kunst aus, sondern unternehmen auch gemeinsame Ausflüge ins Berliner Umland. Insbesondere zwischen Schmidt-Rottluff und Feininger besteht eine enge Verbindung. Schnell sind „Leinöl“ und „Titan“, wie sie sich gegenseitig nennen, beim Du. Immer wieder schenken sie sich gegenseitig Arbeiten und pflegen neben dem persönlichen auch brieflichen Kontakt.
„Wenn ich die Jahre überdenke, die wir miteinander teilten, offenbart sich ein endloser Reichtum an Anregungen und Freuden, die heute noch lebendig sind, und zu Ansporn dienen.“
Lyonel Feininger an Karl Schmidt-Rottluff, 28. August 1923
Der gebürtige US-Amerikaner Feininger hält sich bereits seit 1888 vornehmlich in Berlin auf. Seit 1908 wohnt er im ländlich geprägten Zehlendorf in der Königstraße 32. In einer selbst gestalteten Postkarte von 1914 stellt Schmidt-Rottluff ebendiese Adresse verschlüsselt in Form eines Silbenrätsels zwischen prismatischen Formen dar. Nachdem Feininger 1937 von den Nationalsozialist*innen zunehmend angefeindet wird und seine Werke im Zuge der politisch forcierten Propagandaaktion „Entartete Kunst“ aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt werden, verlässt er Deutschland und zieht nach New York. Die Verbindung zu seinen Freunden Schmidt-Rottluff und Heckel reißt dennoch nicht ab. Bis zu Feiningers Tod 1956 bleibt der persönliche und künstlerische Austausch über den Atlantik hinweg bestehen.
Valentina Bay